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Plattformen II – Infrastruktur und Kontrolle
Ein neuer Heilsbringer ist am Netzgemeindenhorizont erschienen. Nach Status.net, Diaspora und Zurcker soll uns nun also APP.net aus den Fängen all der pösen Facebooks, Googleplusses und Twitters befreien. Der Gründer Dalton Caldwell initiierte das Projekt gewissermaßen mit einem Rant über die zunehmende Geschlossenheit der Twitterplattform. Twitter, einst vorbildlich offen nach innen wie nach außen, hat ein enormes Ökosystem um sich herum geschaffen, mit vielen externen Dienstleistern und einer ganzen Reihe von Drittanbietersoftware. Doch seit die Entscheidung zur Werbung als Geschäftsmodell gefallen ist, zieht Twitter die Mauern hoch, exkommuniziert Drittanbieter per API und sperrt die Inhalte seiner Nutzer immer weiter ein. „Wenn du für das Produkt nicht zahlst, bist du das Produkt„. Diese gebetsmühlenhaft wiederholte Weisheit scheint sich ein weiteres Mal zu bestätigen. Das Rezept dagegen ist so einfach wie die Analyse, jedenfalls nach Caldwell: man muss dann eben für den Service zahlen, dann ist man der Kunde, kein produkt mehr, dann wird man gehört. Und so sammelt er für seinen Dienst im Vorfeld Geld (bald 1 Mio Dollar) und will auch nach dem Launch die Nutzer zur Kasse bitten.
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Queryology: Googles ehemaliges Geschäftsmodell
Oft ist es ja so, dass man erst versteht, was etwas wert war, wenn es weg ist. Mir geht das so mit Google. Klar, man hielt immer in eine gewisse kritischen Distanz zu diesem Riesen. Seine Macht und seine Reichweite und vor allem auch seine Unersetzlichkeit machten es einem schwer, das Unternehmen nicht unheimlich zu finden. Aber da gab es auch immer diese andere Komponente. Googles Erfolg kam nicht von ungefähr, er hatte gute Gründe. Google war das Unternehmen, das wie kein anderes das Web verstanden hatte. Auch wenn wir nicht mal wirklich verstanden, was genau sie verstanden hatten. Doch die Zeiten sind vorbei. Und weil sie vorbei sind, geben sie den Blick frei auf das, was fehlt. Die Lücke, die klafft hat einen Umriss und eine Ausdehnung und erlaubt so, sie zu vermessen und zu beschreiben. Was ich hier tun möchte. Was ist passiert? Seit Google G+ nicht nur eingeführt, sondern es als sein integralen, alles miteinander vernetzenden Dienst auserkoren hat, hat Google nicht nur eine ganze Menge Produkte und Dienste rausgeschmissen, sondern auch seinen zentralen Glaubenssatz. Der geht etwa folgendermaßen: Das Internet ist unser Freund. Wenn das Internet sich weiterentwickelt – egal in welche Richtung, egal durch wen … Weiterlesen
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Channels statt Circles: Google+ reparieren
So langsam hat sich die Euphorie über Google+ gelegt und alle sind sauer. Das ist gut so. Vor allem wegen der Realname-Policy, als auch wegen der vielen kleineren Macken und Nervereien wird überall rumgemosert. Und ich will dabei mitmachen. Ich saß heute im Studio von Dradio.Wissen und habe mit Jürgen Kuri, Don Dahlmann und Anne Roth über die Probleme und Vorzüge von Google Plus gesprochen. Anhören kann man sich das hier, runterladen dort. In Vorbereitung der Sendung, aber nicht nur deswegen, habe mich mir darüber Gedanken gemacht, was mich alles so stört. Neben der Realname-Policy sind es noch einige andere Dinge, die mir schon nach so kurzer Zeit übel auf den Senkel gehen. Weil ich vieles an Google+ aber mag und weil ich an die grundsätzliche Vernunft von Google und ihren Willen glaube, ein tolles Produkt zu machen, wage ich es zu hoffen, dass es sich derzeit noch lohnt, laut zu meckern. Ich tue das, wo ich nur kann und eben auch hier, mit ein paar konstruktiven Verbesserungsvorschlägen.
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Die Filterbubblebubble
Eli Pariser hat einen der gefühlt erfolgreichsten TED-Talks ever abgeliefert. Jedenfalls kommt es mir so vor, weil ich andauernd darauf stoße. Oft auch von Leuten gestoßen werde. Von Leuten, die meine Thesen zur Queryology kennen und eine starke Wesensverwandtschaft feststellen. Vielleicht kommt mir der Vortrag also nur so unglaublich erfolgreich vor, weil ich eine thematische Prädisposition mitbringe und deswegen mit dem ganzen Related-Stuff dazu konfrontiert werde. Kurz: Ich lebe in der Filterbubble. Aber selbst wenn dem so wäre, fühle ich mich spätestens nach meinem arroganten Twitterpostulat in Richtung Anne Roth doch dazu genötigt, diesen Talk endlich zu besprechen. Hier also erstmal das Video:
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RollingStone: Deutschland, bald unverpixelt?
Für die Januarausgabe des RollingStone habe ich folgenden Artikel geschrieben. Ist vielleicht nicht mehr ganz so aktuell, aber ich wollt ihn hier dokumentiert haben. Von den Deutschen reletaiv unbeachtet haben sich sogenannte „neue Medien“ in die Welt geschlichen. Das störte rund 20 Jahre kaum, doch seit diesem Jahr ist es mit Ruhe vorbei. Zum Beispiel diesen Sommer. Hatten sich die einen gerade angefangen bei Facebook einzurichten (ca. 5%) und die anderen die Preisvorteile beim Onlinebuchen von Billigreisen für sich entdeckt (ca. 65%) und schon steigt das Internet aus dem Bildschirm und steht vor der Haustür. In Form eines Autos fährt es durch die Straßen und macht Fotos! Die Deutschen müssen an eine Invasion Außerirdischer geglaubt haben. Wie sonst erklärt man die 244.237 Widersprüche und die darauf folgende Flächenverpixelung deutscher Großstädte auf Google Street View?
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Vortrag: Das radikale Recht des Anderen
Diesen Vortrag habe ich am 2. Oktober 2010 auf der Konferenz Openmind10 gehalten. Er versucht den Öffentlichkeitsbegriff in Bezug zu den digitalen Medien vollkommen neu zu definieren und aus diesen Prämissen eine kommende Informationsethik zu skizzieren. Achtung: Dies ist nicht in erster Linie ein politischer Text, der sich als konkreter Forderungskatalog begreift, sondern ist eine Reflexion im luftleeren Raum, um die Ethiken in ihrem Idealzustand zu destillieren.
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Managing CTRL-Verlust II – Plattformneutralität als Politik
Dies ist der zweite Teil der Reihe über das, was man wohl unvorsichtiger Weise „Politik“ nennen könnte, ich mich aber entschlossen habe, „managing CTRL-Verlust“ zu nennen. Warum das ich das tat, ist vielleicht im letzten Teil schon etwas aufgeblitzt, wird aber hoffentlich hier noch klarer. Es wird nämlich nicht darum gehen können, politische Handlungsspielräume zu erweitern oder gar zurückzuerobern, sondern im Gegenteil, den vorgefundenen Kontrollverlust als solchen zu sichern, überall dort, wo er bedroht wird – und das wird er. Denn es gibt nur eines, wovor wir uns fürchten sollten: den Kontrollverlustverlust.
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