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Komplexität: Handle mit es!
Christian Stöcker hat kürzlich auf Spiegel Online eine Horrorvision eines zukünftigen Internets an die Wand gemalt. Im Gegensatz zu jenen, die meinen, dass das Internet vor allem als anarchischer, unkontrollierbarer Raum aufzufassen sei (also zum Beispiel ich), zeigt er gekonnt, wie die digitalen Technologien in Wirklichkeit ein enormes Kontrollpotential haben: „Es gibt eben doch einen zentralen Unterschied zwischen der realen Welt und der digitalen. Im Netz ist absolute Rechtsdurchsetzung möglich.“ Das kommt dem Raunen Deleuzes sehr nah, der durch die Computer die „Kontrollgesellschaft“ am Horizont zu erkennen glaubte, die die Foucaultsche Disziplinargesellschaft ablösen würde. Ohne, dass ich Christian Stöcker oder Deleuze wirklich eine technische Argumentation entgegenhalten könnte, möchte ich an dieser Stelle meinen unerschütterlichen Glauben ausdrücken, dass dem nicht so kommt. Ja, ich glaube an den Kontrollverlust, und nein, ich glaube nicht an die Kontrollgesellschaft. Ich spreche von „Glauben“, denn ich bin mir bewusst, dass meine Zuversicht auf Annahmen fußt, die wahrscheinlich nicht beweisbar sind, die aber unerschütterlich zu meinen Glaubenssätzen gehören und aus denen sich sowohl meine Zuversicht für die Zukunft, als auch meine vermeintliche „Radikalität“ speisen.
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Vortragsvideo: Die gesellschaftliche Singularität ist nah
Das Video zu meinem Vortrag bei der Openmind 2011. Untitled from ms pro on Vimeo. Hier der ausformulierte Text auf (Telepolis)
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Vortrag/Telepolis: Die gesellschaftliche Singularität ist nah
/******* Letztes Wochenende war die Openmind Konferenz der Piraten. Ich war wieder dabei und habe einen ersten Entwurf einer – ich sag mal Utopie der Queryology – abgeliefert. Der Text zum Vortrag wurde, neben anderen Vorträgen der Konferenz – auch von Telepolis veröffentlicht. *******/ Thesen über die Anpassung der Gesellschaft an das Computerzeitalter Ich komme gerade aus Hannover, wo ich aufgewachsen bin. Quasi direkt aus meinem Elternhaus. Wenn ich zurückdenke – und das passiert, wenn man in seinem Elternhaus ist bisweilen – an meine Jugend, an mein altes Ich in meiner alten Welt, dann ist davon nicht viel übrig geblieben. Es war ein komplett anderes Lebensgefühl, ein anderes Bewusstsein von Welt und Zeit, in dem wir lebten. Wir telefonierten selten und nur kurz, weil das ja teuer war. Wir riefen aber keine Menschen, sondern Haushalte an. Und wenn der Mensch nicht im Haushalt war, hatten wir Pech gehabt. Es gab keinerlei kommunikativen Zugriff auf jemanden, der sich außerhalb seiner vier Wände aufhielt. Zunächst 3 Kanäle. Später kamen RTL und Sat1 hinzu. Und bald noch ein Kanäle mehr. Das war unser Fenster zur Welt. Die intensivste Form der Kommunikation war das Reisen. Wenn man mit seinem Wissen und seinen Gewohnheiten in … Weiterlesen
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Query-Identität und Distributed Reality
Facebook ist die große Identitätsmaschine. Es ist so groß und wichtig und seine Datensätze durch seine schon immer geltende Realname-Policy auch so zuverlässig zurechenbar, dass in manchen Ländern bereits behördliche Benachrichtigungen per Facebook zugestellt werden. Darüber hinaus hat sich Facebook mit Facebook-Connect als der große Identitätsprovider etabliert. In vielen Diensten braucht man sich nicht mehr separat anmelden, sondern kann sich bequem per Facebook einloggen. Alles fließt auf Facebook zusammen und bildet die eine große Facebookindentität. Alle Kommunikationen, die es bislang alleine durch ihre räumliche Trennung ermöglichten, im Alltag unterschiedliche Rollen einzunehmen, landen im zentralen Identitätsstream. Der Tratsch auf der Arbeit trifft auf die intime Kommunikation mit den Freunden und das angestrengte „jaaa, Mama“ mit den Eltern. Antje Schrupp fragte sich vor einiger Zeit, ob das nicht das Ende der Heuchelei bedeute und haut damit in die selbe Kerbe wie Mark Zuckerberg höchst persönlich, der einmal spekulierte, dass mehr als eine Identität zu haben, früher oder später als ein Mangel an Integrität aufgefasst werden wird.
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