Archiv der Kategorie: Kontrollverlust
#PeGiDa und der Kontrollverlust
Als sich überall auf der Welt die Hashtagrevolutionen und -Proteste häuften und die Welt – vernetzt durch die neuen Medien – immer mehr in Aufruhr geriet, fragte ich mich, wann es wohl in Deutschland so weit sein würde und wie das dann aussieht. Dass es so hässlich werden würde, hätte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen können. … Nein. Zu dramatisch. Wenn man die Leute fragt, welches soziale Problem durch das Internet ausgelöst/verschärft oder sonstwie befördert wird, würden viele bis heute sagen: Datenschutz/der Verlust der Privatsphäre. Insbesondere in der Netzszene ist immer noch die Angst verbreitet, das Individuum würde durch die Überwachunsgmöglichkeiten der digitalen Technologien gegenüber den Institutionen untergebuttert werden. Dabei ist augenscheinlich das Gegenteil der Fall. Das Individuum und die Zivilgesellschaft haben durch die digitale Technologie eine neue, ungeheure Macht bekommen, die sich längst nicht mehr nur positiv auswirkt. … Nein, viel zu abstrakt. Heute, an der Schwelle zum Jahr 2015 ist es 10 Jahre her, dass ich das Bloggen für mich mich entdeckte. Erst noch lesend, ab Juni 2005 mit eigenem Blog. Bloggen war für mich immer die wahrgewordene Utopie der Publizistik: Jede/r, immer, alles. Alle Barrieren des Publizierens waren gefallen. Ihr wisst schon: Brechts Radiotheorie und so … Weiterlesen
Die Struktur des Kontrollverlusts
Es ist soweit. Am 11. Oktober 2014 wird mein Buch „Das Neue Spiel – Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust“ erscheinen. Ich hatte hier auf dem Blog noch während der Crowdfundingkampagne die damals geplante Inhaltsangabe gepostet. Schon wenige Wochen später habe ich sie allerdings bereits gekürzt. Das war aber nicht die letzte Änderung. Im Grunde hat sich die Struktur ab da noch zwei bis drei mal geändert. So ist das nun mal, wenn man unerfahren und blauäugig wie ich in den Schreibprozess geht. Hey, es ist mein erstes Buch! Nun, da das Buch ja im Druck ist, halte ich es für einigermaßen sicher genug, eine aktuelle Version der Inhaltsangabe vorzustellen. Im Grunde musste ich inhaltlich recht wenig Abstriche machen. Alles, was ich sagen wollte, ist drin. Manches vielleicht etwas kürzer als geplant, manches als Unterpunkt von Hauptkapiteln etc. Aber im Großen und Ganzen ist alles wesentliche zum Thema gesagt und die Inhalte aus den vorherigen Inhaltsverzeichnissen finden sich beinahe alle im Buch wieder. Und wisst ihr was: ich mag die Struktur, wie sie jetzt ist. Sie ist sehr viel klarer und auf den Punkt als geplant und vor allem als ich mir das damals habe vorstellen können. Geblieben … Weiterlesen
Das neue Spiel – Nach dem Kontrollverlust
Seit einem Monat betreibe ich nun das Crowdfundingprojekt zu dem Buch, das ich zu schreiben vorhabe: »Das neue Spiel – nach dem Kontrollverlust«. Es ist jetzt schon das vierterfolgreichste Crowdfunding-Buchprojekt in deutscher Sprache. Und das, obwohl noch gar nicht so klar ist, was genau der Inhalt des Buches sein wird. Das möchte ich nun ändern und hier offenlegen, was ich vor habe. (Ich habe tatsächlich bis jetzt gebraucht das im Detail auszuarbeiten, deswegen kommt das so spät.) Hier zunächst die vorläufige Gliederung*: Einleitung Teil I. Kontrollverlust Die drei Treiber des Kontrollverlusts – Was ist der Kontrollverlust? – Es gibt kein analoges Leben im Digitalen – Streisand und ihre Schwestern – Die Krankenakte des Tutenchammun Das Ende der Ordnung – Aufstieg und Fall des Archivs – Die 3 Grundgesetze des Digitalen – Queryology Nach der Privatheit – Was ist Post-Privacy? – Diagnose, Utopie, Lebensstil – Informationhiding als Mikropolitik Die Krise der Institutionen – Die Kontrollrevolution – Das Partizipations-Transparent-Dilemma – Weltkontrollverlust Aufstieg und Funktion der Plattformen – Vom Netz zu Google vs. Facebook – Eigentum, Sex, Cloud – Die Ökonomie und Ökologie der Plattform – Regulierung und Schließung Eine Utopie in Trümmern – Hoffnung auf Holzwegen – »Ich hab doch nichts zu … Weiterlesen
zkmb.de: Kontrollverlust und Kunst – Ein Werksbericht
/****** Im Laufe der Jahre, in der die Thesen zum Kontrollverlust die Runde machten, erreichten sie immer mal wieder auch die Kunst. Kunst – sofern sie es als ihre Aufgabe sieht, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren – arbeitet sich auch gerne an aktuellen Theorien ab. Und so wurde ich hier und da angesprochen, um mitzudenken, mitzuschreiben und mitzuarbeiten. Hier eine Art Werksbericht über diese Berührungspunkte: ******/ Herr KEINER leidet am KEINERSyndrom. Eines der vielen Symptome dieser Krankheit ist, dass Herr KEINER nicht mehr selbstständig entscheiden kann, was privat und was öffentlich ist. Seine Daten breiten sich unkontrolliert aus und haben das Haus befallen. Ich weiß, sie wollen sich das jetzt anschauen aber das ist nicht ganz ungefährlich. Das KEINERSyndrom ist hoch ansteckend! Zu ihrem Schutz und dem von Herrn KEINERs Privatsphäre wurde staatlicherseits ein Datenschützer – also ich – bereitgestellt. Ich darf Sie also darum bitten, meinen Anweisungen folge zu leisten, vor allem im Interesse von Herrn KEINER aber auch im Interesse der öffentlichen Ordnung.“ Abb. 2: Foto: Ingolf Keiner [Weiterlesen >>>]
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Zeit.de – Die Privatsphärenfalle
/******* Manchmal kommen die Erkenntnisse in der falschen Reihenfolge. In der SPEX hatte ich vor ein paar Wochen den alternativen Weg beim Kampf gegen Überwachung in der Post-Snowdenzeit aufgezeigt: Das neue Spiel. Aber erst jetzt – nach der Bundestagswahl – wird endgültig klar, warum der bisherige Diskurs über Überwachung in eine Sackgasse geführt hat. Darüber habe ich auf Zeit Online geschrieben. *******/ Es muss als historischer Zufall gewertet werden, dass die diesjährige Bundestagswahl mitten in den größten Datenschutz-Skandal der Weltgeschichte fiel. Potenziell alle Internetdaten werden in Echtzeit gescannt, gespeichert und ausgewertet. Daten aus Social Networks werden in Massen weitergegeben, verschlüsselte Verbindungen werden geknackt oder umgangen. 2013 wird als das Jahr der Datenschmelze in die Geschichte eingehen. Zur gleichen Zeit läuft die bundesrepublikanische Presselandschaft zur Höchstleistung auf. Sie setzt den Überwachungsskandal immer wieder ganz oben auf die Tagesordnung, berichtet scharf und detailliert, monatelang, in ungeahnter Qualität und kritischer Haltung. Während all dem tut die Bundesregierung: nichts. Es gibt ein paar Appelle, ein Besuch des Innenministers in Amerika, ansonsten Rechtfertigungen, peinliche Ausrutscher, Beschwichtigungen und Lügen. Selbst Angela Merkel, sonst die ruhige Managerin im Hintergrund, kommt zum ersten Mal ins Schleudern. Und das mitten im Wahlkampf. Das Ergebnis: Die Union erringt einen historischen … Weiterlesen
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SPEX: Das neue Spiel: Prism vs. Kontrollverlust
/************** Der lange Artikel für die SPEX, in dem ich einerseits versuche die Snowdenenthüllungen im Kontext des Kontrollverlusts zu lesen und andererseits nach Wegen aus diesem Dilemma suche, ist nun erschienen. ***************/ Eigentlich sind die Enthüllungen von Edward Snowden alles andere als überraschend. Bei Anne Will sagte der Politikberater Andrew B. Denison es ganz unverblümt: Geheimdienste seien dafür da, die Gesetze anderer Staaten zu übertreten. Er hat damit nicht unrecht, so zynisch diese Einsicht auch klingen mag. Wir wussten immer, dass Geheimdienste Regierungen, Terroristen, Militärs bespitzeln, und wir machten uns keine Illusion darüber, ob sie sich dabei an die hiesigen Gesetze halten würden. Für diese Erkenntnis reicht auch rudimentäres James-Bond-Wissen. Was also ist das revolutionär Neue an den Snowden-Enthüllungen? Es sind die Dimension der Überwachung und ihre Grenzenlosigkeit. Die NSA hört in Zusammenarbeit mit dem britischen Geheimdienst GCHQ nicht mehr nur terroristische, militärische oder gar politische Ziele ab, sondern uns alle, die Zivilgesellschaft. 500 Millionen Mal im Monat, alleine in Deutschland. Das ist nicht vergleichbar mit einer gezielten Abhöraktion, wie wir sie kennen. Dies betrifft alles und jeden und zwar nicht »aus Versehen«. Alles, was wir tun und sagen, wird beobachtet. Und doch sind es nicht die Geheimdienste, die sich … Weiterlesen
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Weltkontrollverlust Visualisierung
Unter dem Label „Weltkontrollverlust“ versuche ich die makrosoziologischen Effekte des Kontrollverlustes auf die Welt zu beschreiben. Aber alle Worte, die ich bislang fand, schaffen den Punkt nicht so gut herüber zu bringen, wie diese Infografik. Gezeigt werden die letzten 250 Millionen weltweiten Proteste seit 1979. Die Punkte geben den Ort des Protestes an, deren Ausdehnung ihre Größe. via
10 Thesen zum Neuen Spiel
Ich habe einen langen, sehr langen Text für die SPEX geschrieben (Ab S. 116), über die Abhöraffaire und wie sie mit den Entwicklungen, die ich vor einigen Jahren unter dem Label Kontrollverlust zusammengefasst habe, zusammenhängt. Denn im Grunde ist ja nichts passiert. Geheimdienste machen das, was sie immer gemacht haben, sie besorgen Informationen. Nur sind das, was früher Telefonkabel und Tonbandgerät waren eben heute Glasfaser und Rechenzentrum. Die Macht der NSA beruht darauf, dass sie auf genau jenen Kräften surft, die ich als die Treiber des Kontrollverlustes ausgemacht habe. Zum Ende einer langen, düsteren Analyse komme ich dazu, Lehren aus dem NSA-Fall zu destillieren. Ich weiß, das alles ist noch nicht verarbeitet und ich haue voll rein in die allgemeine Prism-Depression. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle eine Triggerwarnung aussprechen? Jedenfalls habe ich jetzt, mit etwas Abstand, meine Überlegungen dazu wie es jetzt weitergeht noch mal erweitert und will sie hier als 10 Thesen zur Diskussion stellen.
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23andme: Wie ich für todkrank erklärt wurde und mich wieder gesund debuggte
/***************** In den Feuilletons dieses Landes wird ja immer gerne über „die Algorithmen“ geschimpft, die unser Leben bestimmen und furchtbar böse sind. All diese Artikel zeichnen sich durch eine bodenlose Unkenntnis der Materie aus, die sich in der Undifferenziertheit ihrer Analysen niederschlägt. Das ist schade, denn nichts bräuchte es dringender als kompetente und entschiedene Algorithmenkritik. Heute habe ich die Ehre, meinen ersten Gastautor begrüßen zu dürfen. Lukas F. Hartmann (@mntnm) ist Programmierer, Startupgründer und wie ich 23andme-Kunde, nur schon ein paar Jahre länger. Er hat eine spannende Geschichte zu erzählen, die wirklich zu denken geben sollte. Update 25.07.13: Dank konstruktiver technischer Kritik von @moeffju haben wir den Absatz 2 etwas überarbeitet. Dort ist jetzt nicht mehr von einer „Genpool-Norm“ die Rede, sondern vom Referenzgenom. *****************/
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