Monatsarchive: März 2017
Das Regime der demokratischen Wahrheit IV – It’s the Culture, Stupid
Zurück zum Regime der demokratischen Wahrheit und der Frage: wie kann jemand, der offensichtlich lügt, einfach so damit davonkommen (Teil I)? Wir haben festgestellt, dass die neue Pluralität der Medien vielleicht auch ihre Schattenseiten hat (Teil II) und dass Trump schon während des Wahlkampfes eine gewisse Antifragilität (Teil III) gegen alle möglichen Skandale entwickelt hat und begonnen, diese Antifragilität zu analysieren. Es ist diese Antifragilität, die nicht nur ihn, sondern auch seine Lügen schützt. Es scheint fast so, als würden die Menschen gar nicht merken, dass er lügt, als ob die Fakten viele Leute überhaupt nicht mehr erreichen. Trump-Anhänger/innen scheinen immun zu sein gegen Fakten, immun gegen die Wahrheit. Wir wollen an dieser Stelle aber alle Thesen verwerfen, die mit dem Bildungsgrad oder der Intelligenz der Trump-Supporter/innen argumentieren. Diese Immunität ist keine natürliche, sie ist eine hergestellte. Eine populäre Erklärung dieser Immunität ist die vielzitierte Filterblase. Eli Pariser hat 2011 die Welt davor gewarnt, dass unser Social Media-Konsum dazu führt, dass wir die Welt nur noch personalisiert wahrnehmen. Filter, die vor allem aus unseren Freunden und Followings bei Facebook und Twitter bestehen, aber auch aus den Algorithmen der Plattformen, selektieren unsere Nachrichten vor und vermitteln uns so ein verzerrtes oder … Weiterlesen
2 Kommentare
Das Regime der demokratischen Wahrheit (Teil III) – Antifragilität und euphorische Ironisierung
Wir haben im ersten Teil eine neue Art der politischen Lüge identifiziert und sie “demokratische Wahrheit” genannt. Im zweiten Teil haben wir sie genauer definiert und festgestellt, dass die durch das Internet veränderte Medienlandschaft der ideale Nährboden der demokratischen Wahrheit ist. Doch wie wirkt der Mechanismus der demokratischen Wahrheit nun genau und wie organisiert er seine Öffentlichkeit? In diesem Teil wollen wir versuchen, Trumps Strategie seiner Unangreifbarkeit freizulegen.1 Als Mitt Romney 2012 in einer kleinen Wahlkampfveranstaltung sagte, dass er sich in seiner Präsidentschaft nicht um die 47 % Transferempfänger kümmern wolle, war ihm nicht klar, dass jemand den Ton mitgeschnitten hatte. Als die Aufnahme veröffentlicht wurde, stürzten sich die Medien darauf, der Skandal nahm seinen Lauf. Romneys Kampagne war ruiniert. So läuft das in den USA. Das Mediensystem ist unerbittlich, man darf sich keine Fehler erlauben, die Medien zerstören einen sofort. Donald Trump wurde zerstört. Jede Woche mindestens einmal, den gesamten Wahlkampf über. Und durchaus zu recht, denn die Skandale sprudelten fast täglich in die Medien. Ein Skandal in der Größe von Mitt Romneys Ausrutscher hätte es bei Trump wahrscheinlich nicht mal in das Ressort Vermischtes geschafft. All die dunklen Machenschaften die auftauchten, seine Angriffe auf Richter, republikanische Ikonen, Kriegshelden … Weiterlesen