Monatsarchive: Januar 2015
Die neuen Cryptowars und die Plattformdämmerung
Derzeit scheinen wir gerade wieder in einen neuen Cryptowar hineinzuschlittern. Als Cryptowar wurde der Versuch der Regierungen, insbesondere der US-Regierung in den 90er Jahren bezeichnet, wirksame PublicKey-Verschlüsselungs-Software an ihrer Verbreitung zu hindern. Hacker und Aktivisten gingen damals so weit, auf Papier ausgedruckten und aus den USA importierten Quellcode händisch abzutippen. Die Regierung musste damals, vor allem auch aufgrund des Drucks aus der Wirtschaft, einlenken. Heute scheint es einen erneuten Vorstoß zu geben. Erst kam der britische Premier Cameron aus der Deckung, dann Obama und nun hat auch unser Innenminister de Maizière erste Andeutungen gemacht. Die Behörden sollen im Notfall auf jede Kommunikation zugreifen können. Die Gunst der Stunde nach den Anschlägen in Paris muss schließlich genutzt werden. Lässt man die Propaganda (und zwar von beiden Seiten …) mal beiseite und richtet lieber einen zweiten Blick auf das Timing und vor allem den Wortlaut der Formulierungen, kommt man nicht umhin, von den drei riesigen Elefanten Notiz zu nehmen, die da übergroß im Raum stehen. Ihre Namen sind iMessage, Hangout und WhatsApp und die Politiker geben sich auch nur wenig Mühe diese Adressaten zu verschleiern. Egal, was unsere snobistische Hackerauskenner erzählen („das kann ich nicht ernst nehmen, das ist nicht Open Source … Weiterlesen
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Filtersouveränität als Politik
Im zweiten Teil meines Buches, in dem ich die Strategien in Zeiten des Kontrollverlusts entwickle, geht es häufig um die sogenannte „Filtersouveränität„. Also die Souveränität zu entscheiden, über welchen Mix von Quellen ich mich informiere aber auch wie ich mich vor unliebsamen Informationen abschotte. Leider hat in dem Buch eine Strategie der Filtersouveränität keinen Platz gefunden: Die Filtersouveränität als Politik. Das will ich hier – auch aus aktuellem Anlass – nachholen. Der Einfachheit halber nehme ich meine eigene Politik der Filtersouveränität zum Beispiel. Twitter ist seit 2007 die Schaltzentrale meines gesamten Onlinewirkens. Hier investiere ich nach wie vor die meiste Aufmerksamkeit, hier laufen die meisten Informationsstränge zusammen und hier gebe ich auch die meisten Informationen weiter, die mich bewegen. Auch wenn ich hier und da damit hadere, bleibt Twitter meine Onlineheimat – nein, noch viel mehr: es ist die Erweiterung meines somatischen Nervensystems ins Internet hinein. Jedes Following ist ein Rezeptor, der mir neuronartig Impulse aus dem Informationsstrom sendet, den wir Welt nennen. Jeder dieser Rezeptoren ist einzigartig und reagiert auf verschiedene Informationssarten auf unterschiedliche Weise. Wie ich folge Wenn ich jemandem folge, bedeutet das erstmal nur, dass ich mich dafür interessiere, was die Person zu sagen hat. Es bedeutet … Weiterlesen
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